Die Vogelwelt des Landschaftsparks Jänkendorf - Ullersdorf

Vogelartenliste »
Erläuterungen zur Vogelartenliste »

Erarbeitet von Franz Menzel, Ornithologe, Niesky
im Auftrag von Jürgen Starovsky
28.10.2001

Einleitung

Der Landschaftspark Jänkendorf - Ullersdorf ist, historisch bedingt, stark zergliedert und besteht aus einem Mosaik von Baum- / Gehölzinseln, Einzelbäumen und Grünflächen, die sich um die ehemaligen Gutshöfe Jänkendorf und Ullersdorf anordnen. Der Park liegt in der Flussaue des Schwarzen Schöps, der (leider) im Park und Ortsbereich aus Gründen des Hochwasserschutzes naturfern ausgebaut und kanalisiert wurde. Weiterhin durchziehen oder berühren den Park kleinere Wasserläufe, wie das Wiesaer Wasser, der Goldgraben und andere kleine Vorfluter, die alle in Richtung des Schwarzen Schöps entwässern. Drei Standgewässer, nämlich der Poetenteich, Parkteich und Mühlteich, die im bzw. am Park existieren, tragen zur Mannigfaltigkeit der Lebensräume in diesem Gebiet bei.

Für das Vorkommen der Vögel im Landschaftspark ist diese Vielfalt an Lebensräumen eine wichtige Voraussetzung und maßgebend für die Anzahl der Vogelarten und deren Individuenzahl. Insbesondere spielen die Strukturen, d.h. die Arten- und Alterszusammensetzung und das Vorhandensein einer gut ausgebildeten Strauch- und Krautschicht in den Baumbeständen und Gehölzen eine große Rolle. Altbäume oder Althölzer, besonders wenn sie höhlenreich sind, beherbergen viele Höhlenbrüter (z.B. Spechte, Meisen, Kleiber) und Strauch- und Krautschichten in den Gehölzen das große Spektrum an frei brütenden Singvögeln (Grasmücken, Nachtigall, Laubsänger u. weitere). Die großen Grünflächen werden dagegen nur von wenigen Vogelarten direkt besiedelt (z.B. Schafstelze), für den Nahrungserwerb sind sie jedoch für die meisten Vogelarten geradezu unerlässlich. In ähnlicher Weise sind die im Park vorhandenen Fließ- und Standgewässer zu bewerten. Als direkter Lebensraum dienen sie nur für besonders an das Wasser gebundene Vogelarten, wie z.B. Stockente, Schellente, Graureiher, Flussuferläufer und Eisvogel. Eine Vielzahl weiterer Vögel nutzt sie aber zum Baden und Trinken und ihre Ufer zum Nahrungserwerb oder zum Brüten.

Pflege- und Gestaltungshinweise aus der Sicht des Vogel- und Naturschutzes

Bei der zukünftigen Parkgestaltung und –pflege sollten folgende Aspekte im Interesse des Vogel- und Naturschutzes bedacht werden:

  • Rigorose Neugestaltungsmaßnahmen, wie die Herstellung historischer Sichtachsen usw. sollten nicht zu Lasten des bestehenden Baumbestandes durchgesetzt werden. Auch die in 50 Jahren entstandenen Neupflanzungen und der Wildwuchs haben inzwischen Schutzwürdigkeit erreicht und spielen besonders für Vögel eine wichtige Rolle.
  • In den Baum- und Gehölzinseln ist das Unterholz, also die Strauch- und Krautschicht, unbedingt zu erhalten. Auf die Ausbildung und Erhaltung eines natürlichen Gehölzrand – Aufbaues ist zu achten.
  • Parkpflege sollte niemals dazu führen, dass Laubschichten aus den Gehölzen entfernt werden. Teile des Parks, wie die Umgebung des Poetenteiches und der südöstliche Teil, tragen den Charakter eines ausgesprochenen Auewaldes mit einer reichen Bodenflora (flächenhaftes Vorkommen von Buschwindröschen, Scharbockskraut u. a.) und sollten so erhalten bleiben.
  • Wenn es die Sicherheitslage gestattet, sollten auch hohle oder dürre Bäume erhalten werden, da sie für das Vorkommen vieler Tierarten besonders wichtig sind. Hohle oder teilweise hohle Bäume sind nicht immer gleich sturzgefährdet!
  • Gewässerufer sollten, wo es möglich ist, wenigstens punktuell bepflanzt werden. Beschattung dämmt unerwünschten Bewuchs im Gewässer ein, Bewurzelungen stabilisieren Uferböschungen und für Vögel entstehen attraktive Nischen.
  • Gewässerufer, wenn sie sich auf Privatgrund befinden, sollten nicht durch Tierhaltungen beeinträchtigt werden (Eingatterungen, zu starke Beweidung, Trittschäden usw.)
  • Verwendung dorniger und Früchte tragender Straucharten bei Neu- oder Ersatz-Pflanzungen im und am Park (z.B. Schlehe, Wildrose).